Auf
Einladung des CSU-Ortsvorsitzenden Rupert Treitinger wurde der
Frauenempfang 2006 im schönen Konferenzraum des
GfM Möbeleinkaufsverbunds in Neustadt abgehalten. Neben dem
"harten Kern" der Mitglieder aus dem ganzen Landkreis sowie
dem CSU-Kreisvorsitzenden Martin Neumeyer MdL konnte die
Kreisvorsitzende auch eine Reihe von Gästen begrüßen,
unter anderem auch Frau Werner-Muggendorfer MdL von der SPD und Frau
Lettow-Berger, Stadt- und Kreisrätin der Grünen aus Kelheim.
Der
Gastgeber Herr Treitinger hieß die Anwesenden herzlich
willkommen und gab einen kurzen Überblick über die
Geschichte und das Profil der Firma GfM, deren Beschäftigte
überwiegend Frauen sind.
In seinem
Grußwort ging Martin Neumeyer auf die Anfänge des
internationalen Frauentags und auf den gegenwärtigen Stand der
Frauenpolitik ein.
Als
Gastrednerin des Abends war Frau Professor Dr. Corinna Onnen-Isemann
gewonnen worden, die ab 2003 den Lehrstuhl für Gender Studies
(Geschlechterforschung) an der Universität Regensburg innehatte -
wir hoffen, dass er weiter bestehen bleibt. Aus den vielen
interessanten Themen, die sie vorgeschlagen hatte, hatten wir uns das
ausgewählt, das uns derzeit am meisten unter den Nägeln
brennt:
Frau Onnen-Isemann stellte zunächst fest, dass in allen
europäischen Staaten das Fertilitätsniveau unterhalb der
Reproduktionsrate gesunken ist: Die durchschnittliche Kinderzahl liegt
mit 1,7 Kindern je Frau unter der Reproduktionsziffer von 2,1 Kindern
je Frau. Danach verglich Frau Onnen-Isemann neben einem kurzen Exkurs
über Spanien, wo nichteheliche Lebensgemeinschaften nicht vorkommen, da
die jungen Leute bis 30 bei den Eltern wohnen und erst dann im
Verhältnis zur Wohnungsgröße meist 2 Kinder haben,
speziell die Verhältnisse in Frankreich und Deutschland, wobei
sie die Entwicklung seit Beginn des 20. Jahrhunderts skizzierte. Die
Entwicklung in Frankreich und Deutschland ging in jüngerer Zeit
stark auseinander: Die Geburtenrate in Deutschland gehört zu den
niedrigsten in Europa, während in Frankreich durchschnittlich
knapp 2 Kinder pro Paar geboren werden. Während die
Kinderlosigkeit in Frankreich auf ca. 14% bei den um 1960 geborenen
Frauen zugenommen hat, wuchs sie in Westdeutschland allmählich
auf gut 25%, mit steigender Tendenz. In beiden Vergleichsländern
bekommen Frauen ihre Kinder später, aber im Gegensatz zu
Deutschland in Frankreich viele von ihnen - zumindest das erste Kind -
auch außerhalb von Ehen. In Frankreich gibt es deutlich mehr
3-Kinder-Familien als bei uns und das 2-Kinder-Modell ist die Norm.
Die Basis der Modellierung von Familie ist in beiden Staaten dieselbe: die traditionelle Familie mit männlichem Ernährer. In Frankreich jedoch fördert das gut ausgebaute Netz an Kinderbetreuungsmöglichkeiten die Erwerbstätigkeit von Frauen, aber eine starke geschlechtsspezifische Differenzierung des Arbeitsmarktes führt zu hohen Einkommensunterschieden der Partner.
Kindererziehung und Kinderbetreuung werden in den beiden Vergleichsländern unterschiedlich gesehen: in Frankreich als staatliche Aufgabe und in der alten Bundesrepublik wie im vereinten Deutschland als eine individuell zu lösende Aufgabe vornehmlich der Mütter; in der DDR nahm die Familienpolitik erst gegen Ende einen kleinen Stellenwert ein.
Familienarbeit und Erwerbstätigkeit - so lautet in Deutschland
die These - lassen sich nur unter äußerstem Kraftaufwand
und erheblichem Verzicht für die Frauen vereinbaren. Deshalb
würden Frauen entweder keine Familie gründen wollen oder im
anderen Fall nur eingeschränkt erwerbstätig sein
können. Dieses birgt die bekannten zu hohen
Opportunitätskosten für Frauen, weshalb insbesondere
Hochqualifizierte ganz auf eine Familiengründung verzichten.
Würde der Staat es schaffen, Kinder als "Staatssache" zu betrachten und mit entsprechenden Maßnahmen flankieren, so hätten wir vielleicht französische Verhältnisse: Kinderlosigkeit bei lediglich ca. 15 % und ansonsten eine 2-Kinder-Familie.
In Deutschland sinken die Kinderzahlen immer weiter. Hier ist die politische Förderung der Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familientätigkeit in der Nachkriegszeit nicht im gleichen Maße konsequent verfolgt worden wie in Frankreich.
Abschließend stellte Frau Onnen-Isemann vier Trends fest:
Um der weiteren Schrumpfung der Bevölkerung entgegenzuwirken, ist nach Ansicht von Frau Onnen-Isemann ein Zusammenspiel mehrerer Politikfelder vonnöten: der Arbeitsmarktpolitik, der Bevölkerungspolitik, der Geschlechterpolitik, der Bildungspolitik und dann der Familienpolitik.
Das Referat gab Anlass zu angeregten Gesprächen in kleinen
Grüppchen bei einem Imbiss und in der anschließenden
Diskussion im Plenum. Herzlichen Dank Herrn Treitinger für die
Getränke und dem FU-Ortsverband Neustadt für das
Gebäck!
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