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Frauenempfang des FU-Kreisverbands

anlässlich des internationalen Frauentages am 9. März 2006 in Neustadt

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Auf Einladung des CSU-Ortsvorsitzenden Rupert Treitinger wurde der Frauenempfang 2006 im schönen Konferenzraum des GfM Möbeleinkaufsverbunds in Neustadt abgehalten. Neben dem "harten Kern" der Mitglieder aus dem ganzen Landkreis sowie dem CSU-Kreisvorsitzenden Martin Neumeyer MdL Photo 14913011konnte die Kreisvorsitzende auch eine Reihe von Gästen begrüßen, unter anderem auch Frau Werner-Muggendorfer MdL von der SPD und Frau Lettow-Berger, Stadt- und Kreisrätin der Grünen aus Kelheim. Photo 14913023


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Der Gastgeber Herr Treitinger hieß die Anwesenden herzlich willkommen und gab einen kurzen Überblick über die Geschichte und das Profil der Firma GfM, deren Beschäftigte überwiegend Frauen sind.

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In seinem Grußwort ging Martin Neumeyer auf die Anfänge des internationalen Frauentags und auf den gegenwärtigen Stand der Frauenpolitik ein.


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Als Gastrednerin des Abends war Frau Professor Dr. Corinna Onnen-Isemann gewonnen worden, die ab 2003 den Lehrstuhl für Gender Studies (Geschlechterforschung) an der Universität Regensburg innehatte - wir hoffen, dass er weiter bestehen bleibt. Aus den vielen interessanten Themen, die sie vorgeschlagen hatte, hatten wir uns das ausgewählt, das uns derzeit am meisten unter den Nägeln brennt:

Deutschland ohne Kinder - Familienpolitik und Geburtenziffern im europäischen Vergleich

Frau Onnen-Isemann stellte zunächst fest, dass in allen europäischen Staaten das Fertilitätsniveau unterhalb der Reproduktionsrate gesunken ist: Die durchschnittliche Kinderzahl liegt mit 1,7 Kindern je Frau unter der Reproduktionsziffer von 2,1 Kindern je Frau. Danach verglich Frau Onnen-Isemann neben einem kurzen Exkurs über Spanien, wo nichteheliche Lebensgemeinschaften nicht Photo 14913022 vorkommen, da die jungen Leute bis 30 bei den Eltern wohnen und erst dann im Verhältnis zur Wohnungsgröße meist 2 Kinder haben, speziell die Verhältnisse in Frankreich und Deutschland, wobei sie die Entwicklung seit Beginn des 20. Jahrhunderts skizzierte. Die Entwicklung in Frankreich und Deutschland ging in jüngerer Zeit stark auseinander: Die Geburtenrate in Deutschland gehört zu den niedrigsten in Europa, während in Frankreich durchschnittlich knapp 2 Kinder pro Paar geboren werden. Während die Kinderlosigkeit in Frankreich auf ca. 14% bei den um 1960 geborenen Frauen zugenommen hat, wuchs sie in Westdeutschland allmählich auf gut 25%, mit steigender Tendenz. In beiden Vergleichsländern bekommen Frauen ihre Kinder später, aber im Gegensatz zu Deutschland in Frankreich viele von ihnen - zumindest das erste Kind - auch außerhalb von Ehen. In Frankreich gibt es deutlich mehr 3-Kinder-Familien als bei uns und das 2-Kinder-Modell ist die Norm.

Die Basis der Modellierung von Familie ist in beiden Staaten dieselbe: die traditionelle Familie mit männlichem Ernährer. In Frankreich jedoch fördert das gut ausgebaute Netz an Kinderbetreuungsmöglichkeiten die Erwerbstätigkeit von Frauen, aber eine starke geschlechtsspezifische Differenzierung des Arbeitsmarktes führt zu hohen Einkommensunterschieden der Partner.

Kindererziehung und Kinderbetreuung werden in den beiden Vergleichsländern unterschiedlich gesehen: in Frankreich als staatliche Aufgabe und in der alten Bundesrepublik wie im vereinten Deutschland als eine individuell zu lösende Aufgabe vornehmlich der Mütter; in der DDR nahm die Familienpolitik erst gegen Ende einen kleinen Stellenwert ein.

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Familienarbeit und Erwerbstätigkeit - so lautet in Deutschland die These - lassen sich nur unter äußerstem Kraftaufwand und erheblichem Verzicht für die Frauen vereinbaren. Deshalb würden Frauen entweder keine Familie gründen wollen oder im anderen Fall nur eingeschränkt erwerbstätig sein können. Dieses birgt die bekannten zu hohen Opportunitätskosten für Frauen, weshalb insbesondere Hochqualifizierte ganz auf eine Familiengründung verzichten.

Würde der Staat es schaffen, Kinder als "Staatssache" zu betrachten und mit entsprechenden Maßnahmen flankieren, so hätten wir vielleicht französische Verhältnisse: Kinderlosigkeit bei lediglich ca. 15 % und ansonsten eine 2-Kinder-Familie.

In Deutschland sinken die Kinderzahlen immer weiter. Hier ist die politische Förderung der Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familientätigkeit in der Nachkriegszeit nicht im gleichen Maße konsequent verfolgt worden wie in Frankreich.

Abschließend stellte Frau Onnen-Isemann vier Trends fest:

  1. Die Kluft zwischen qualifizierten Frauen mit Karriereambitionen auf der einen Seite und niedrig qualifizierten Frauen ohne Karriereambitionen, aber mit Familienorientierung vergrößert sich.
  2. Aufgrund der immer enger werdenden Stellenaussichten auf dem Arbeitsmarkt und der besseren Bildung und Karrierewünsche von Frauen werden noch mehr Frauen als bisher auf eine Familiengründung verzichten. Darüber hinaus werden die Anforderungen an eine berufliche Mobilität steigen. Wenn diese aber für Frauen mit Kindern nicht organisierbar ist, wird sie entweder auf Kinder oder auf eine berufliche Karriere verzichten. Wenn mit familien-, frauen- und arbeitsmarktpolitischen Aktionen nicht erfolgreich interveniert wird, bedeutet es für Paare eine Verschärfung der ohnehin schon bestehenden Vereinbarkeitsproblematik von Familie und Beruf. Die Entscheidung Beruf oder Familie wird sich noch stärker als bisher stellen. Dieser Belastung werden viele Partnerschaften nicht standhalten können und deshalb die Ehescheidungen zunehmen. Dieses hätte wiederum einen steigenden Anteil alleinerziehender Frauen und wachsender Kinderarmut zur Folge. Abhilfe könnten hier zunächst Maßnahmen schaffen, die eine zeitgleiche berufliche Orientierung von beiden Partnern ermöglichen. Wenn nicht erfolgreich versucht wird, die traditionellen Familienkonzepte zu modernisieren, wird eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht erreicht. Je stärker solche Konzepte auch für Männer entwickelt werden, desto erfolgreicher wird eine Familiengründung umgesetzt werden können.
  3. Aufgrund sinkender Pro-Kopf-Einkommen wird ein Zweiteinkommen in einer Familie immer notwendiger und damit eine Erwerbstätigkeit der Mütter in Zukunft immer wahrscheinlicher. Bei starr bleibenden Rollenvorstellungen innerhalb der Familien wird sich die durchschnittliche realisierte Kinderzahl gegen 1 entwickeln.
  4. Die Bevölkerung schrumpft immer weiter mit noch stärkeren Auswirkungen auf die Rentenzahlungen, die zu erbringenden Pflegeleistungen oder das Gesundheitssystem als Ganzes. Bislang scheint es, als könnten die Familiensysteme die gesellschaftlich geforderten Leistungen in Bezug auf die Anforderungen an die Kindererziehung und die eigene Erwerbstätigkeit nicht mehr erbringen. Angesichts dieser Perspektiven werden zukünftige Generationen daher noch stärker als bisher auf die Familiengründung verzichten.

Um der weiteren Schrumpfung der Bevölkerung entgegenzuwirken, ist nach Ansicht von Frau Onnen-Isemann ein Zusammenspiel mehrerer Politikfelder vonnöten: der Arbeitsmarktpolitik, der Bevölkerungspolitik, der Geschlechterpolitik, der Bildungspolitik und dann der Familienpolitik.

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Das Referat gab Anlass zu angeregten Gesprächen in kleinen Grüppchen bei einem Imbiss und in der anschließenden Diskussion im Plenum. Herzlichen Dank Herrn Treitinger für die Getränke und dem FU-Ortsverband Neustadt für das Gebäck!


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$Date: 2006/05/01 19:07:17 $

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