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Professor Dr. Johann Plank von der TU München: "Brennpunkt Syrien - Ursachen und Perspektiven des Konflikts"

Vortrags- und Diskussionsabend des FU-Kreis- und Ortsverbands Kelheim in Kooperation mit der VHS Kelheim

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Eine bunt gemischte, zahlreiche Zuhörerschaft konnte Dr. Gudrun Weida am 21. Februar 2017 im repräsentativen Sitzungssaal des Deutschen Hofes als FU-Vorsitzende und zugleich Vertreterin der Volkshochschule Kelheim e.V. begrüßen: Neben FU-Frauen aus dem ganzen Landkreis waren auch eine ganze Reihe von Männern und Frauen gekommen, die man immer wieder bei kulturellen Veranstaltungen trifft. Dass der Referent ein gebürtiger Saaler und der Sohn unserer seit fünf Jahren verstorbenen Anni Plank ist, die lange Jahre unseren Ortsverband prägte, trug auch zum guten Besuch der Veranstaltung bei. Schulkameraden und Verwandte hatten so Gelegenheit, den seltenen Gast wieder einmal zu sehen. Integrationsbeauftragter Raimund Fries hatte einen syrischen Flüchtling mitgebracht, der sich in gutem Deutsch vorstellte. Dafür erhielt er freundlichen Beifall.

Professor Plank hat an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für Bauchemie inne und in dieser Eigenschaft hatte ihn Gudrun Weida auch kontaktiert, aber als er ihr erzählte, dass er viel im Nahen Osten unterwegs sei und die dortigen Verhältnisse gut kenne, nahm sie sein Angebot, über die derzeitige Lage in Syrien und die Hintergründe zu referieren, dankbar an. Der Vortrag würde eine Stunde dauern, hatte er angekündigt. Als die anschauliche Präsentation, die auch einige authentische Videos enthielt, zu Ende war, waren fast zwei Stunden vergangen, ohne dass beim Referenten oder beim Publikum Ermüdungserscheinungen zu bemerken waren, und es folgte noch eine lebhafte und intensive Diskussion.

Photo Chemie Plank betonte in seinem sehr prägnanten und mit Bildern unterstützten historischen Abriss, dass die arabischen Länder bis weit in das Mittelalter hinein uns kulturell weit überlegen waren und dass die Muslime toleranter waren als die Christen. Er ging auch auf die Entstehung der tief sitzenden historischen Feindschaft zwischen Sunniten und Schiiten ein und beleuchtete aus dieser Sicht die Brisanz der Entstehung des schiitisch geprägten islamischen Gottesstaats Iran - ein Ärgernis für alle Sunniten und u.a. eine Ursache für die Gründung des Islamischen Staates. Einen wesentlichen Anteil an den heutigen Problemen Syriens hat nach Planks Auffssung die künstliche Aufteilung des Nahen Ostens 1920 ohne Rücksicht auf religiös-ethnische Verhältnisse durch die Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich. Auch die Bedeutung der als sündhaft empfundenen "Verwestlichung" vor allem der Oberschicht durch die enormen Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft wurde angesprochen, ebenso die Befeuerung der Konflikte mit Ölmilliarden und Waffen durch die Regionalmächte Saudi-Arabien, Iran, Qatar und Türkei sowie Russland und die USA. Plank ging auch auf die Entwicklung der syrischen Baath-Partei, den Einfluss der Alawiten und die Rolle der Familie Assad ein, wobei er sich nicht nur auf die beiden Staatspräsidenten Hafiz al-Assad und seinen Sohn Baschar al-Assad beschränkte.

Warum so viele Syrer und Iraker nach Europa und speziell nach Deutschland wollen, erklärte Professor Plank damit, dass sie keine Zukunft mehr in ihrer Heimat sehen, wo kein Ende des Konflikts abzusehen ist. Gerade die gebildete Schicht verlässt das Land, aber auch Agenten und Abenteurer. Deutschland werde wegen der blühenden Wirtschaft bevorzugt, auch weil es keine Kolonialmacht war, außerdem wegen des Antisemitismus der Nazis.

Für die Zukunft fürchtet Professor Plank, dass die politisch-religiösen Konflikte noch 50 bis 100 Jahre andauern werden. Von außen seien sie nicht lösbar; sie ließen sich allenfalls zeitweilig beruhigen. Der Terror werde nicht rasch aufhören, sich eher verstärken. Für zusätzlichen Zündstoff sorge das starke Bevölkerungswachstum. 70% der Syrer sind jünger als 30 Jahre. Der Westen solle sich auf humanitäre und wirtschaftliche Hilfe konzentrieren und keine Waffen mehr liefern.


 

 

 

 

 

 

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